Therapeutisches Reiten hilft Ängstlichen wie Aggressiven

STOLBERG. Tiere helfen Kindern, und das tun sie gern. Auf dem Hof von Irene Jakobs in der Hastenra­ther Straße leben Pferde, Hunde, Hühner, und wenn Kinder kommen, freuen sie sich. Die Hühner werden schon mal gefüttert, die Hunde tollen herum, und die Pferde haben eine ernsthafte Aufgabe: die Kinder, die am Therapeutischen Reiten teilnehmen, geduldig auf ihrem Rücken zu tragen.

FÜR BESSERE MOTORIK UND KONZENTRATIONSFÄHIGKEIT
Das Zentrum für Therapeutisches Reiten, Hastenrather Straße 103, das die Pädagogin Irene Jakobs leitet, ist eine gemeinnützige Einrichtung, die heilpädagogische Förderung und ergotherapeutische Behandlung mit dem Pferd anbietet. Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und verschiedenen Handicaps profitieren davon, indem Persönlichkeitsentwicklung, Motorik, Konzentrationsfähigkeit, Sozialverhalten, Selbstwertgefühl und vieles mehr verbessert werden können.
Informationen gibt es auch im Internet: www.kids-auf-trab.de.

Acht Kinder der Städtischen Förderschule Elsassstraße besuchen derzeit regelmäßig das Zentrum für therapeutisches Reiten. Seit 30 Jahren ist Irene Jakobs schon für das therapeutische Reiten aktiv. „Ich bin völlig begeistert von der Arbeit.“ Allen sei klar, dass der Kontakt zu Pferden für die Kinder gut ist. „Aber wer bezahlt es?“ Seit 2010 gibt es keine öffentliche Förderung des Therapeutischen Reitens mehr. Eltern, Fördervereine und gemeinnützige Einrichtungen finanzieren oder unterstützen die Therapie, soweit es geht. Die Kinder der Förderschule Elsassstraße haben großes Glück, dass der Verein für Erziehungshilfe Fundevogel Aachen und die Kultur- und Sozialstiftung Provinzial Rheinland ihnen das Reiten ermöglichen. Die Schule fördert Kinder im Bereich emotionale und soziale Entwicklung. „Es sind Kinder, die sich in Gruppen schwertun, die unruhig sind oder sich wenig zutrauen“, erläutert Schulleiter Thomas Weinen. „Austausch und Kontakt mit einem großen Tier wie dem Pferd ist enorm hilfreich. Das Tier gibt den Kindern viel Ruhe, sie spüren sich selbst und das andere Wesen gut.“ Vor allem helfe ihnen das Vertrauen, das sie zum Tier und zu sich selbst aufbauen.

Hinzu komme die Bewegung in der Natur. „Sowohl für ängstliche, als auch für aggressive Kinder bringt das Reiten viel an Selbstwertgefühl“, ergänzte Annemarie Sommer vom Vorstand des Vereins Fundevogel. Es ist deutlich zu sehen, wie liebevoll die Acht- bis Zehnjährigen mit dem Pferd umgehen. Wenn sie reiten, spüren sie die Körperwärme des Tieres durch die Schutzdecke. Das Tier ist sehr zutraulich und geduldig, aber es gibt auch einen stabilen Festhaltegriff am Sattel. So können die Mutigen sogar kleine Turnübungen auf dem Pferderücken vollbringen, je nach Wetterlage in der Halle oder draußen. Auf dem Hof gibt es außerdem einen kleinen Erlebniswald und eine Spielwiese.

Seit neun Jahren fördert die Provinzial-Stiftung Therapeutisches Reiten. „Die Stiftung macht keinerlei Werbung, um das Geld ausschließlich für die Kinder verwenden zu können“, betonte Pressesprecherin Martina Hankammer. Wer Therapeutisches Reiten anbieten oder unterstützen möchte, kann Mittel bei der Stiftung beantragen. Infos: www.provinzial.com.
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